Make the world a better place – Oder wie trinken die Welt verbessern kann.
„Viva con Agua“ war das erste Unternehmen, das bekannt wurde. Doch mittlerweile sprießen nach und nach immer mehr von ihnen aus dem Boden. Mittlerweile sind sie in aller Munde und jeder hat schon einmal von Ihnen gehört. Ob Lemonaid & ChariTea, Kolle-Mate & Zotrine, Premiumcola und Quartiermeister sie alle haben ein Ziel: Schluck für Schluck die Welt verändern.
Alte Unternehmensstrukturen werden aufgebrochen und wer hätte gedacht, dass gerade der Getränkefachhandel das deutsche Wirtschaftssystem revolutioniert?
Das Prinzip der einzelnen Hersteller ist simpel: Leckere Produkte aus fairem Handel zu einem fairen Preis. Und was an Einnahmen übrig bleibt kommt der Gesellschaft zu Gute. Menschen helfen Menschen. Das Geld wandert zu denen, die es am nötigsten brauchen.
Die sozialen Projekte sehen dabei ganz unterschiedlich aus. Mal wird das Geld international gespendet, mal ist es der eigene Kiez in dem die Waren auch verkauft werden. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie arbeiten transparent, sozial, partizipativ und glauben an das Gute.
Seit 2016 gibt es nun ein weiteres leckeres Erfrischungsgetränk, welches mit grandioser Vorbildfunktion an den Gedanken der Unternehmensführung herantritt. Es heißt Caté und ist eine leckere Limonade aus Kaffeekirschen. Wir – die Infracert GmbH, Institut zur nachhaltigen Entwicklung der Hotellerie – waren vor Kurzem mit einem der beiden Geschäftsführen, Bastian Muschke, im Gespräch.
Bastian Muschke und sein Schulfreund Bastian Senger stammen beide aus Lübeck und kennen sich seit der 5. Klasse. Mittlerweile sind sie 31 Jahre alt und gemeinsame Geschäftsführer von Caté. Die erste Limonade entstand damals im Jahre 2014 provisorisch in der Küche der Eltern.
Was war denn zuerst da? Die Kaffeekirsche, die Limonade oder der Gedanke an ein nachhaltiges Unternehmen?
Das war tatsächlich der Nachaltigkeitsgedanke. Ich war früher als Ingenieur tätig. Im Bereich der erneuerbaren Energien. Wollte also schon immer etwas ändern und Gutes tun. Der andere Bastian war in der Logistik tätig. Er hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert, mit Fokus auf nachhaltige Transportmöglichkeiten. Also auch sehr interessiert an der Umwelt und deren Schutz.
Und wie kamen sie dann auf die Kaffeekirsche?
Vor 7 Jahren machte ich Urlaub in Brasilien. Ich übernachtete dort auf einer Kaffeefarm und habe meine erste frische Kaffeekirsche gegessen. Was wir normalerweise als Kaffee trinken sind nur die gemahlenen Bohnen. Die Hülle, die eigentliche Frucht galt oder gilt noch immer als Ernterest, also Abfall. Niemand dachte daran diese wiederzuverwenden.
Ihre heutigen Kaffeekirschen stammen aus Panama. Wieso gerade von dort sind dort die Zustände am schlimmsten?
Naja, in Panama fanden wir die erste Farm die eine genügend hohe Qualität der Kaffeekirschen garantieren konnte. Doch wir arbeiten gerade sehr an einer weiteren Kooperation mit Äthiopien. Dort sind die Umstände der Kaffeebauern sehr gravierend. Die Kaffeeproduktion benötigt sehr viel Wasser, dass fehlt den Menschen dann wieder an Trinkwasser. Vielen Menschen leben an der Armutsgrenze, können sich weder Essen noch Medizin leisten.
Bei der Anfrage der Kirschen stoßen wir bei den Kaffeebauern oft auf Erheiterung. Die sehen die Kaffeekirsche als Müll an und wir wollen ihnen sogar noch Geld dafür geben.
Aus was besteht ihre Limonade denn nun genau?
Aus 93% Tee. Die Kirschen werden dabei schonend erhitzt und danach filtriert. Das ist eine Mischung aus Tee kochen und Bier brauen. Ansonsten fügen wir nur noch etwas Zitronensaft und Rohrzucker hinzu. Daher stammt auch der Name Ca-Té. Eine Mischung aus Kaffee und Tee.
Und alle Zutaten sind biologisch hergestellt?
Genau. Unsere Kaffeefarm ist allerdings noch nicht zertifiziert, deshalb trägt auch unsere Flasche noch kein Siegel. Für die Farmer ist ein Siegel oft nicht sinnvoll. Es ist sehr teuer und gilt meist nur für einen geographischen Bereich. Ein internationales Siegel wäre von Nöten.
Hat das Endprodukt denn dann auch einen Koffeingehalt?
Na, klar. Eine Flasche Limonade hat ca. soviel Koffein wie 2 Espressi. Die Wirkung muss man sich allerdings anders als bei Cola vorstellen. Wir arbeiten mit natürlichem Koffein und mit weniger Zucker. Das Koffein wirkt somit auch schonender, dafür aber langanhaltender. Wir sagen immer: „Es ballert nachhaltig.“
Herr Senger hat Logistik studiert? Wie kommen die Kaffeekirschen denn dann nach Deutschland?
Aktuell transportieren wir sie mit dem Schiff direkt an den Hamburger Hafen. Aber das ist natürlich aus nachhaltiger Sicht nicht das beste Mittel. Wir versuchen jedoch das CO² welche durch die Schifffahrt ausgestoßen wird, wieder durch das Aufstellen von Photovoltaik-Anlagen auf den Kaffeefarmen zu kompensieren.
Ansonsten arbeiten wir 100% klimaneutral. Die Farmen, wie auch die Produktion in Hamburg. Und aktuell liefern wir unser fertiges Produkt auch noch auf Lastenfahrrädern.
Das heißt man sieht sie aktuell auch noch auf dem Fahrrad durch Hamburg radeln?
Er lacht. Ja, aktuell schon. Es ist schon eine angenehme Abwechslung, allerdings nimmt es sehr viel Zeit in Anspruch. Deshalb sind wir gerade auf der Suche nach engagierten Studenten, die uns unterstützen würden.
Wie wichtig ist ihnen in ihrem Unternehmen der Gewinn?
Gewinn ist in unserem Unternehmen zweitrangig. Wir sind ein Gemeinwohl-orientiertes Unternehmen, man nennt dies auch Social Entrepreneurship. Das heißt wir arbeiten zwar wirtschaftlich, unsere überschüssigen Einnahmen kommen jedoch dem Gemeinwohl zugute. In unserem Fall sind das die Kaffeefarmer, welche durch die doppelten Einnahmen ihre Existenz sichern können. Ca. 1/3 der Einnahmen jeder Flasche werden aktuell direkt an die Kaffeefarmer weitergeleitet.
Es ist schade, dass es in Deutschland noch sehr schwierig ist diese Unternehmensform durchzusetzen. Hierzulande ist es noch einfacher ein herkömmliches gewinnorientiertes Unternehmen zu führen. Doch in anderen Ländern, z. b. Großbritannien gibt es schon viele solcher sozialorientierten Initiativen.
Wenn alles gut läuft: Wo seht ihr euch denn dann in 10 Jahren?
Hoffentlich als erfolgreiche Geschäftsunternehmer. Wir möchten mit noch mehr Kaffeefarmen kooperieren und auch diese unterstützen.
Und persönlich? Was ist dir da gerade am Wichtigsten?
Persönlich? Oh das ist schwer. Ich arbeite seit 3 Monaten jetzt full-time für Caté, da steht man immer unter Strom, ist am telefonieren und organisieren. Es ist Stress, aber das ist angenehm, weil ich mit meinem Herzen hinter der ganzen Sache stehe und weiß wofür ich arbeite. Mir bleibt nur selten Luft für anderes. Und dann hoffe ich, dass unser Projekt erfolgreich wird und wir gemeinsam die Welt ein Stück verbessern können.
Und nun die wichtigste Frage: Wo kann ich die Caté bisher trinken?
Momentan sind wir in der Kernregion Hamburgs vertreten, Schanze, Altona, St. Pauli, Speicherstadt, etc. Ableger gibt es in Lübeck und auf Baltrum. Also noch recht Norddeutsch. Einen Onlineshop gibt es aber mittlerweile auch.
Vielen Dank, Bastian Muschke! Und noch viel Erfolg weiterhin.
Sich die Welt schön trinken. Warum nicht? Überall spricht man von Veränderung. Von Generation Y, Arbeitsplatz 4.0 und Klimawandel. Da klingt die ideelle Machtübernahme des deutschen Getränkehandels durch sozial-orientierte Start-Ups doch mal ganz amüsant.
In diesem Sinne: Prost!