Heiß – fettig – lecker! Fast jeder von uns mag Pizza! Sie ist schmackhaft, kostengünstig, schnell bestellt – oder in den Ofen geworfen, und sie gibt es in vielen Variationen, jetzt sogar auch als „low carb“ für gesundheitsbewusstere Verbraucher.
Nach der Tiefkühlpizza ist die frische und meist weitaus leckere Pizza vom Lieferanten eine begehrte Variante dieses italienischen Fast Food Gerichts. So steht die Pizza auf der Pole Position der beliebtesten Lieferservice-Gerichten in unserem Land.
Glaubt man dem Tagesspiegel, so verdrücken die Deutschen jedes Jahr 667 Millionen Pizzen – besonders gern am Sonntagabend beim Fernsehen. Wenn man aber mal darüber nachdenkt, was für ein Müll an Pappe diese Masse von Pizzen bedeutet, kommen in einem selbst Fragen auf. Kann man sich diesen Müllberg überhaupt richtig vorstellen? Aber Verzicht auf Pizza zum Wohle der Umwelt? Das muss doch auch anders funktionieren?
Wussten Sie schon, dass diese Pizzakartons nicht im Altpapier, sondern in den Restmüll entsorgt werden müssen? Wenn sich Käsereste oder Fettflecken auf dem Karton befinden, kann der ganze Karton nämlich nicht recycelt werden.
Einer hat sich damit bereits beschäftigt. Hendrik Single aus Herford hat sich überlegt, wie man diese Menge an Müll reduzieren kann, um damit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung unserer Umweltprobleme zu leisten.
Er erfand den PizzaBow und gründete 2018 sein Start-Up SingleBow GmbH. So genial wie sein System ist, so einfach funktioniert es auch. Sein Ziel: durch ein Mehrweg-Pizza-Liefersystem die Umweltressourcen zu schonen. Dies umfasst sowohl die Herstellung der benötigten Liefersystemkomponenten, als auch ihr Recycling.
Wir haben ihn dazu mal genauer befragt:
Pizzabow ist eine Mehrweg-Alternative zum traditionellen Pizzakarton und spart pro Lieferung gegenüber einem herkömmlichen Pizzakarton ca. 55% Kartonage und damit Verpackungs-Restmüll ein.
Jeder Pizzaliebhaber kennt den enormen Berg an Restmüll nach einer Pizza-Bestellung. Sie werden lediglich für 15 Minuten in dem ganzen, später zu entsorgenden Hausmüll, transportiert. Das muss einfacher und mit weniger Müll realisierbar sein! Na klar und das nur mit Mehrweg.
Ich habe ganz klassisch das Abitur erworben und habe mich bewusst im Anschluss für ein Studium im Bereich Produktion und Management entschlossen. Hier habe ich im vergangenen Jahr erfolgreich meinen Masterabschluss vollzogen.
Die grüne Mehrwegschale von Pizzabow besteht aus Polypropylen (PP). Dieser Kunststoff kommt im Lebensmittelbereich am häufigsten zum Einsatz, wie z.B. bei Brotdosen, Yoghurtbechern und Mehrweg-Kaffeebechern. Er ist lebensmittelecht, geschmacksneutral und für den Einsatzbereich ideal geeignet.
Das Pizzabow-System kann beliebig oft gestapelt werden. Eine leere Mehrwegschale dient abschließend als Deckel für die letzte Pizza. Das gestapelte System wird in der herkömmlichen Isolierbox ausgeliefert. An der Haustür übergibt der Fahrer den kompletten Stapel an Pizzabows dem Kunden, dieser kann ganz bequem und schnell seine Pizzen an den Laschen der Papptabletts entnehmen. Nach der Entnahme werden die Mehrwegschalen dem Pizzaboten einfach wieder mitgegeben.
Die Kunststoffschalen sind recyclebar und können dem Werkstoffkreislauf wieder zugeführt werden.
Eingespart werden 55% Kartonage pro ausgelieferter Pizza. Daher ist natürlich auch eine nachhaltige Schonung der Produktionsressourcen für die Herstellung dieser Pappe sichergestellt. Die Reduzierung kommt auch dem Recycling zugute. Normalerweise gehören die benutzten Pappkartons in den Restmüll und werden verbrannt. Oft landen diese jedoch im Papiermüll und stellen ein Problem beim Recycling dar.
Die Mehrwegschalen sind für den Einsatzbereich ausgelegt, sodass in Zukunft eine Art Pfandsystem entstehen kann. Die Mehrwegschalen sind daher langlebig und optimal für den mehrfachen Gebrauch, wie beim Mehrweg-Kaffeebecher.
Die Pizza ohne Papperlapapp wird derzeit von verschiedenen Pizzerien in NRW und Niedersachen angeboten. Interessant ist auch der Einsatz für die Stammkunden, die mittlerweile Ihre Pizzen mit dem Pizzabow System abholen.
Die Amortisationszeit beträgt wenige Monate für die Pizzerien. Je mehr Pizzerien auf dieses System ausweichen, umso größer ist die Kostenersparnis für die Betreiber.
Die Resonanz ist wirklich positiv. Viele Selbstabholer wollen einfach den Müll daheim nicht mehr platzraubend entsorgen. Auch in den Pizzerien ist das System gut integriert. Natürlich ist jedoch anfangs die Umstellung auf ein neues System nicht ganz einfach.
Ich sehe mich persönlich als Troubleshooter und habe schon weitere Ideen zu Papier gebracht. Auch die Erweiterung meines Systems, für größere Formate, ist geplant.
Ängste habe ich nicht, das System ist genial! Der Weg für die Zukunft ist definitiv die Reduzierung von Müll und die umweltbelastenden Einwegverpackungen wie Pizzakartons. In Tübingen wurde schon eine Einwegverpackungs-Besteuerung beschlossen um die Müllvermeidung drastisch zu reduzieren: https://www.stern.de/politik/deutschland/kampf-gegen-den-muell–tuebingen-will-jetzt-einwegverpackungen-besteuern-8502190.html
Ich achte stark auf den Mehrwegaspekt, nehme meine Einkauftüten mehrmals mit und versuche dadurch Müll zu vermeiden und auch die Ressourcen zu schonen. Ich würde mir wünschen dass die Bevölkerung einmal richtig aufgeklärt wird, welche „Müllsorten“ (Einweg Kunststoff, Papier und Pappe) wirklich bedenklich sind. Kunststoff wird meines Erachtens zu negativ in den Medien kommuniziert.
Vielen Dank, Herr Single und viel Erfolg mit PizzaBow und Ihren künftigen nachhaltigen Erfindungen!
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