Über Nachhaltigkeits-Potentiale und wie Du mit Leichtigkeit und Spaß herangehst…

Seit Anfang dieses Jahrs bietet „InfraCert“ in Zusammenarbeit mit „Klimapatenschaft“ allen „GreenSign“ zertifizierten Hotels die Möglichkeit, kostengünstig den CO2-Fußabdruck erstellen zu lassen und Unterstützung bei der Reduzierung der Ausstöße zu erhalten.
Passend dazu habe ich nun ein spannendes, inspirierendes Interview mit dem Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter der „Klimapatenschaft GmbH“ Jan Sadowsky geführt.
Erfahre, wie aus einem Finanzmenschen ein nachhaltigkeits-Revolutionär wurde und alles Wissenswerte über das Potential der Nachhaltigkeit, den CO2 Fuß- sowie Wasserabdruck, die Wohngesundheit sowie über Tiny Houses und regionale Klimaschutzprojekte.

1. Herr Sadowsky, Sie haben 2013 die „Klimapatenschaft GmbH” gegründet. Davor waren Sie als selbstständiger Finanzdienstleister und Vermögensberater tätig. Was hat Sie dazu bewegt, in den (nachhaltigen) Tourismus zu wechseln?
„In der Vermögensberatung hatte ich ein Spezialthema und zwar habe ich weltweite Aufforstungsprojekte begleitet, bei denen meine Kunden in Wälder investiert haben. Aufgrund dessen ist es einfach dazu gekommen, dass ich mich immer mehr mit dem Wald und dem Thema CO2 beschäftigt habe. Ich habe mich gefragt, warum Menschen bzw. Unternehmen nicht damit anfangen, nachhaltig zu investieren, in dem sie mit dem Wald Vermögen aufbauen. Gleichzeitig können diese damit Klimafreundlichkeit bzw. Klimaneutralität bei ihren Projekten gewährleisten. Ich wollte mehr auf die Nachhaltigkeit eingehen und bin deshalb aus der Finanzwelt ausgestiegen. Der Grund weshalb wir mit „Klimapatenschaft“ im Tourismus gestartet haben ist ganz einfach: Der Tourismus hat den unheimlich schönen Vorteil, dass sich Menschen im Urlaub in einer entspannten Phase befinden. Wir nutzen die Entspanntheit und Offenheit der Touristen und zeigen ihnen, wie die Nachhaltigkeit funktioniert, in dem wir sie diese erleben lassen. Wir wollen ihnen das ein oder andere Thema näherbringen, ohne dabei den Finger zu erheben. Bei unserem ersten Projekt haben wir uns mit der klimaneutralen An- und Abreise an touristische Destinationen beschäftigt.“2. Was möchten Sie mit „Klimapatenschaft“ bewirken?
„Ich möchte eigentlich aufzeigen, dass das Thema Nachhaltigkeit gar nicht so schwer ist, wie es manchmal von vielen immer noch wahrgenommen wird, sondern unheimlich viele Potenziale bietet. Häufig wird immer nur gesehen, dass Nachhaltigkeit eigentlich eine zusätzliche Last für die Unternehmer bzw. Hoteliers ist. Wenn sich dieser jedoch näher mit dem Thema beschäftigt, wird er sehen, wie viel Mehrwert in diesem steckt. Zum Beispiel entsteht eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung oder durch Umstellung auf ökologischere Prozesse werden nicht nur Ressourcen, sondern auch Geld gespart. Mit „Klimapatenschaft“ möchte ich all diese Themen rund um die Nachhaltigkeit den Menschen bzw. Unternehmern aufzeigen und mit Leichtigkeit und Spaß näherbringen.“3. „Klimapatenschaft“ bietet unter anderem das Erstellen eines CO2-Fußabdrucks an. Was genau bildet der Fußabdruck ab und was bringt dieser dem Hotelier?
„Das Thema CO2 ist natürlich im Moment, unter anderem durch die Klimaziele und die „Fridays for future -Bewegung“, in aller Munde. Im Endeffekt geht es eigentlich bei dem Fußabdruck als erstes darum, die IST-Situation der CO2-Emissionen auszuwerten. Der Fußabdruck stellt dar, in welchen Bereichen des Hotels wie viele Emissionen entstehen. Es bildet zum Beispiel ab, wie viel CO2 die Mitarbeiter bei ihrem Arbeitsweg ausstoßen: Kommen sie mit dem Fahrrad, den öffentlichen Verkehrsmittel, zu Fuß oder doch mit dem Auto? Aber auch die An- und Abreise der Gäste wird berücksichtigt. Welche Möglichkeiten haben die Gäste dabei überhaupt? Ein anderer Bereich ist, wie mit Lebensmitteln umgegangen wird: Kommt es zu Verschwendungen? Wie sieht das Energiekonzept des Unternehmens bzw. Hotels aus? Die Bandbreite des Fußabdrucks ist sehr umfangreich, insbesondere bei einem Unternehmen, da dieses viele verschiedene Bereiche vereint. Das Spannende dabei ist, dass der Fußabdruck nicht nur aufzeigt, wie viele Emissionen durch den Betrieb entstehen, sondern gleichzeitig darlegt, an welchen Stellen es Potenzial zur Einsparung gibt. Dies führt dann natürlich auch zu Kosteneinsparungen. Das Schöne ist, dass kleine Umstellungen und Ideen schon zur CO2-Reduktion führen können. Aber auch, wie schnell und unkompliziert eine systematische Optimierung geht, wenn der Hotelier angefangen hat, sich damit zu beschäftigen. Ich bin auch davon überzeugt, dass es in der Zukunft einen Unterschied macht, ob in einem Hotel 80 kg CO2 pro Übernachtung und Gast entsteht oder nur 8 kg. Auch wird es immer mehr dazu kommen, dass die Gäste solche Daten und Fakten wissen wollen und darauf basierend eine (Buchungs-) Entscheidung treffen. Für Geschäftsreisende spielt der CO2-Fußabdruck pro Übernachtung heutzutage bereits eine Rolle und die Privatreisenden werden zeitnah nachziehen. Große Unternehmen sind verpflichtet, einen jährlichen Umweltbericht zu veröffentlichen. Geschäftsreisen mit Aufenthalt in nachhaltigen Hotels können Unternehmen dann in diesem Bericht aufnehmen. Ein Hotel kann sich aktuell durch eine transparente Darstellung der Nachhaltigkeitsaktivitäten von seinen Mitbewerbern abheben. Es hat also Potenzial, sich dem Thema Nachhaltigkeit zu stellen.“
4. Und was ist ein Wasserabdruck?
„Es wird sich viel mit dem Thema CO2 befasst, mit dem Wasserverbrauch jedoch nur kaum. Viele haben das Gefühl, dass Wasser endlich ist und wir damit keine Problematik bzw. keinen Engpass haben. Überall heißt es, wir haben genügend Wasser. Schließlich stellen wir den Hahn an und Wasser in guter Qualität fließt heraus. Aber tatsächlich braucht nur ein heißer Sommer kommen und die Situation sieht gänzlich anders aus. „Klimapatenschaft“ hat sich schon früh mit der Thematik beschäftigt, weil wir uns denken: ‚Wieso sollen wir erst anfangen, wenn es schon zu spät ist?‘ Gerade im Hotelbereich, bei welchem die Gäste zum Beispiel gerne mal etwas länger duschen als Zuhause, spielt der Wasserverbrauch eine große Rolle. Wir denken deshalb auch, dass es wichtig ist, einen Wasserabdruck zu erstellen, um ein Bewusstsein für den Wasserverbrauch zu schaffen. Durch diesen Abdruck können das Schlüsse gezogen werden, um den Verbrauch zu reduzieren. Ein Hotelier kann unglaublich viel bewegen und einsparen, wenn er sich mit dem Verbrauch beschäftigt.“5. Sie bieten Hoteliers die Möglichkeit an, ihr Haus klimaneutral zu gestalten, wie beispielsweise mit Hilfe des CO2-Ausgleichs über Klimaschutzprojekte. Wie genau funktioniert dieser Ausgleich?
„Es ist vorab wichtig zu sagen, dass es der erste Schritt sein sollte, einen Fußabdruck zu erstellen. Zweiter Schritt ist dann die Analyse des erfassten Verbrauchs und dritter Schritt sind Maßnahmen zur Reduzierung. Anschließend können die unvermeidbaren Emissionen durch einen Beitrag in Klimaschutzprojekte kompensiert werden. Hierbei kann der Hotelier sich für einen Beitrag in internationale, nationale bzw. regionale Projekte entscheiden. Internationale Projekte finden meistens in Ländern außerhalb Europas statt. Wir nutzen im Allgemeinen immer nur Projekte, die einen sehr hohen Standard haben, den Gold-Standard. Bei diesen Projekten geht es immer darum in Regionen etwas zu schaffen, was CO2-Emissionen reduziert. Das heißt, dass erst gar nicht so viele Emissionen entstehen. Ein Beispiel dafür ist das Abschalten eines Kohlekraftwerkes und dafür im Gegenzug das Erbauen eines Wind- oder Sonnenparks. Dementsprechend wird in eine klimafreundlichere Energiequelle investiert. Es gibt aber auch viele internationale Projekte, die die Menschen im Projektumfeld unterstützen. In Afrika beispielsweise wird noch viel mit Feuer gekocht und geheizt, dies verursacht viele Emissionen. Hier werden den Menschen Solarkocher oder ähnliche emissionsfreundlichere Geräte zur Verfügung gestellt. Damit wird auf der einen Seite eine Verringerung der Waldabholzung für Feuerholz geschafft und auf der anderen Seite wird die Rauchentwicklung während des Kochens und Heizens in den Hütten reduziert, das fördert zusätzlich die Gesundheit der Menschen. Beliebt sind aber auch die regionalen Projekte, bedingt durch den Trend der Regionalität. Die Menschen investieren gerne in Projekte, die sie sozusagen anfassen können, in diesem Fall an einem Ort, zu dem sie theoretisch hinfahren könnten. In Niedersachsen haben wir zum Beispiel unser eigenes regionales Moorprojekt zusammen mit dem „Naturschutz Cuxhaven“. Moor ist eines der stärksten CO2-Bindungsinstrumente, die es gibt. Dieses bindet CO2 sogar noch stärker als Bäume. Damit schaffen wir einen regionalen Ausgleich der in der Region entstehenden Emissionen. Bei der Zusammenarbeit von „Klimapatenschaft“ und „GreenSign“ haben wir für die Hoteliers ein Portfolio aus nationalen und internationalen Projekten zusammengestellt, eine gute Mischung aus Projekten, die wir selber kennen.“6. Was genau versteht sich nun unter dem Begriff Gold-Standard?
„Dieser ist der höchste Qualitätsstandard bei Kompensationsprojekten. Der Standard wurde von der weltweit größten Naturschutzorganisation „WWF“ in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium entwickelt. Projekte mit dem Gold-Standard tragen zur Vermeidung von Emissionsausstößen, sowie zur ökologischen und sozialen Entwicklung im Projektumfeld bei. Ein Kriterium hierbei ist es, dass die Lebensqualität der Mensch in der jeweiligen Region verbessert wird.“