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Energiewende in der Hotellerie: Vom Kostenblock zum Wettbewerbsvorteil

Philip Gutschke von wattline im Interview

| Anja Engel

Die Energiewende ist in der Hotellerie längst Realität. Steigende Energiekosten, verschärfte gesetzliche Anforderungen und zunehmende Erwartungen von Gästen machen ein Umdenken unvermeidbar. Eine aktuelle Umfrage von wattline zeigt jedoch, wie unterschiedlich das Thema regional bewertet wird, von Klimaschutzinitiativen über fehlende Förderstrukturen bis hin zu gesellschaftlicher Skepsis. Diese Bandbreite verdeutlicht die Vielschichtigkeit der Herausforderungen, denen sich auch Hotels stellen müssen. Im Gespräch mit GreenSign gibt Philip Gutschke von wattline Einblicke in die drängendsten Fragen deutscher Hoteliers rund um die Energiewende.

Energiewende als Wettbewerbsvorteil

Lieber Philip, was sind aus deiner Sicht aktuell die größten Herausforderungen für Hoteliers im Hinblick auf die Energiewende und wie weit ist die Branche deiner Einschätzung nach bereits?

Viele Hotels stehen unter Druck: steigende Energiepreise, Investitionsstau bei Technik und gleichzeitig neue Vorgaben wie das GEG oder ESG-Kriterien. Das sorgt für Unsicherheit. Die Branche ist aber sensibler geworden. Viele Hoteliers wissen, dass sie handeln müssen, auch wenn der konkrete Einstieg oft noch fehlt.

Was wir beobachten: Die Offenheit wächst – vor allem, wenn klar wird, dass es praktikable, wirtschaftliche Lösungen gibt. Jedoch ist die Bereitschaft noch nicht in allen Bundesländern gleich stark ausgeprägt, wie wir in unserer Analyse zur Akzeptanz der Energiewende feststellen konnten.

Welche Rolle spielt die Energie heute als strategischer Kosten- und Wettbewerbsfaktor und worauf sollten Hotels über reine Einsparmaßnahmen hinaus achten?

Energie ist längst nicht mehr nur ein Kostenblock, sondern ein strategisches Asset. Wer seine Energiekosten im Griff hat, schafft Spielräume für Investitionen und punktet gleichzeitig bei Gästen, die zunehmend auf Nachhaltigkeit achten.

Aber Achtung: Es reicht nicht, einfach nur den Stromanbieter zu wechseln oder LED-Leuchten zu installieren. Es braucht eine Strategie. Dazu gehört auch, Lastspitzen zu analysieren, Fördermittel zu nutzen und intelligente Systeme zu integrieren, etwa für das Energiemanagement.

Zukunftsfähige Hotels denken heute bereits in Energieeffizienzklassen, CO₂-Bilanzen und Autarkiequoten. Das wird morgen nicht nur beim Gastbuchungsprozess ein Argument sein, sondern auch beim Zugang zu Finanzierungen oder Ausschreibungen.

Die Akzeptanz der Energiewende schwankt innerhalb der Bundesländer teilweise stark. (© wattline.de)

Welche typischen Fehleinschätzungen oder Vorbehalte begegnen dir in Gesprächen mit Hoteliers zur Energiewende?

Drei Vorbehalte hören wir besonders häufig:

  1. „Das rechnet sich nicht.“ Viele denken nur in kurzfristigen Amortisationszeiten, statt in langfristiger Wettbewerbsfähigkeit.
  2. „Ich bin zu klein für so etwas.“ Dabei profitieren gerade kleinere Betriebe von Förderprogrammen und Einkaufsgemeinschaften.
  3. „Das ist zu technisch.“ Klar, Energie ist komplex. Aber genau deshalb braucht es Partner, die das verständlich und transparent begleiten.

Wir sehen aber auch: Wenn der erste Schritt gemacht ist – etwa durch eine Verbrauchsanalyse – wächst das Verständnis und auch die Motivation. Das zeigen auch die positiven Wahrnehmungen aus Bundesländern wie Bayern oder Niedersachsen, die als Vorreiter gelten.

Was rätst du Hotels, die jetzt aktiv werden möchten und welche Bedeutung wird Energiekompetenz künftig im Wettbewerb haben?

Mein Rat: Fang an, aber nicht blind. Lass eine Analyse machen, nutze Expertise und schau dir Förderoptionen an. Wer heute in Energiekompetenz investiert, wird morgen resilienter gegen Preissprünge, Gesetzesänderungen und Imageverluste.

Energiekompetenz wird ein echter Wettbewerbsvorteil, vergleichbar mit IT oder Marketing-Know-how. Und sie wird sich auch auf die Gästezufriedenheit auswirken: Gäste achten zunehmend auf Umweltaspekte und wollen nachhaltige Entscheidungen mittragen. Gerade in einem Markt, der immer transparenter und vergleichbarer wird, zählt das.

Wie unterstützt wattline Hotels konkret auf dem Weg zur Energieoptimierung, von der Analyse bis zur Umsetzung?

Unser Ziel ist es, Hoteliers optimal bei der Energiebeschaffung und -optimierung zu unterstützen: von der transparenten Analyse bis zur konkreten Umsetzung. Dabei beschaffen wir Energie zu besten Konditionen, sowohl hinsichtlich Menge als auch zum richtigen Zeitpunkt, und schaffen so Freiräume, damit sich Hoteliers auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Durch unseren digitalen Messstellenbetrieb erhalten sie einen klaren Überblick über ihren Energieverbrauch, was die Grundlage für gezielte Planungen und weitere Optimierungsmaßnahmen bildet. Zudem unterstützen wir zum Beispiel Betreiber von Blockheizkraftwerken bei der Rückforderung der Stromsteuer und Hoteliers mit öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur beim Verkauf der THG-Quote. Auf diese Weise verbinden wir effiziente Energiebeschaffung mit praxisnahen Services, um Hotels wirtschaftlich und nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen.

Über Philip Gutschke

Philip ist stellvertretender Geschäftsführer bei der wattline GmbH und leitet die Bereiche Energiebeschaffung und Unternehmensentwicklung. Seit mehr als 15 Jahren ist er in der Energiebranche aktiv – zunächst als Unternehmensberater, später bei einem Energieversorger.

Seit 2011 verantwortet er bei wattline die strategische Ausrichtung der Energie-Einkaufsgemeinschaft sowie die Interessenvertretung beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Sein Fokus liegt auf zukunftsfähigen Einkaufsprozessen und den dynamischen Entwicklungen des Energiemarktes, die er mit Fachwissen und Engagement begleitet.

Vielen Dank, lieber Philip, für deine wertvollen Einblicke und praxisnahen Empfehlungen. Deine Perspektive zeigt deutlich, dass die Energiewende für Hotels nicht nur technische und finanzielle Herausforderungen bereithält, sondern zugleich neue Chancen eröffnet. Wer sich frühzeitig mit Energieverbräuchen, Einsparpotenzialen und Fördermöglichkeiten auseinandersetzt, schafft langfristig strukturelle Vorteile, für den eigenen Betrieb ebenso wie im Wettbewerb. Als GreenSign profitieren wir von einem starken Partnernetzwerk, das uns ermöglicht, stets aktuelles Know-how aus allen Nachhaltigkeitsfeldern zu teilen. So können wir Hoteliers gezielt unterstützen und gemeinsam Wege aufzeigen, wie ökologische Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen.

Herzlichst, Anja

Bilder Credits: wattline GmbH