GreenSign: Was als Idee begann, verändert heute eine ganze Branche.
| Anja Engel
10 Jahre! Man mag kaum glauben, dass unsere Reise schon so lange andauert. Und noch weniger, wie erfolgreich sich unsere Zertifizierung in der Hotellerie etabliert hat. Waren wir anfangs nervös, ob das Thema Nachhaltigkeit überhaupt Anklang findet? Oh ja! Hatten wir trotzdem den nötigen Drive, um uns über alle Zweifel und Hürden hinwegzusetzen? Absolut! Haben wir uns immer wieder hinterfragt und den Anspruch gehabt, besser zu werden? Definitiv. Hätten wir geglaubt, dass daraus eine so starke, lebendige Community entsteht? Ehrlich gesagt: Nee!
GreenSign ist heute mehr als eine Zertifizierung, es ist fast schon eine Bewegung. Der Zuspruch, den wir mittlerweile aus der Branche bekommen, macht uns unglaublich stolz. In diesem Beitrag möchte ich, als Teil des Teams von Anfang an, auf zehn wunderbare, spannende und auch herausfordernde Jahre zurückblicken. Kommt mit auf eine kurze Reise in die GreenSign Geschichte! Ergründen wir zunächst den Ursprung:
Als ich im Jahr 2000 meine Hotelfachausbildung begann, stand das Wort „Nachhaltigkeit“ noch nicht auf der Agenda. Wir sprachen über die anstehende Euro-Einführung, das Revenue Management und Einkaufskooperationen, aber nicht über CO₂, Kreislaufwirtschaft oder ESG. 25 Jahre später darf ich miterleben, wie sich die Branche transformiert. Und ich habe das Glück, nicht nur Beobachterin, sondern Mitgestalterin dieses Wandels zu sein.
Bei uns im Unternehmen spielte Nachhaltigkeit lange keine große Rolle. Wusstest du, dass die GreenSign Zertifizierung aus dem Bestreben heraus entstanden ist, die Hotelkooperation GreenLine Hotels neu auszurichten und zukunftsfähig zu gestalten?
Im Juni 2008 trat ich, nach vielen Stationen in der Hotellerie, in Suzann Heinemanns Unternehmen GreenLine Hotels ein. Der Name dieser Marketingkooperation bezog sich eigentlich auf die naturnahe Lage der Mitgliedshotels. Als ich im Sales anfing, haben wir, wenig nachhaltig, noch Buskundengeschäft u.a. über Faxmailings generiert. Ja, die vielen Papierordner der Vorgänge sind mir heute unangenehm, aber ich habe bei GreenSign inzwischen so viele Bäume gepflanzt, dass ich das wohl kompensiert habe, hoffe ich. Die 120 Mitgliedshotels waren größtenteils eigentümergeführt. Es bestand ein sehr angenehmer, persönlicher und wertschätzender Kontakt zu den Hoteliers, eine Tatsache, die wir übrigens auch bei GreenSign weiterführen und die sehr geschätzt wird.
Bei Messen und Events wurden wir übrigens schon früh auf das „grüne Thema“ angesprochen, einfach weil der Markenname so verstanden wurde. Und weil Suzann immer schon den Weitblick hatte, beschäftigte sie sich zunehmend mit Nachhaltigkeit und begeisterte das Team dafür. Anfangs war dieses neue Thema für uns schwer greifbar, fast abstrakt. Doch je tiefer wir einstiegen, desto klarer wurde: Das ist unsere Zukunft und unsere Leidenschaft. Wir waren Feuer und Flamme!
2014 standen wir vor einer entscheidenden Frage: Wie können wir Nachhaltigkeit in der Hotellerie greifbar, bewertbar und entwicklungsfähig machen? Nach unzähligen Recherchen stellten wir fest: Es gab kein wirklich praxisnahes, ganzheitliches und auf Hotels zugeschnittenes System für Nachhaltigkeit. Also entschieden wir: Dann entwickeln wir es eben selbst.
Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Hotellerie entstand die Zertifizierung GreenSign, ursprünglich gedacht als internes Werkzeug, um GreenLine Hotels zur ersten nachhaltig zertifizierten Hotelgruppe zu machen. Uns war von Anfang an klar: Nachhaltigkeit muss sichtbar und vergleichbar sein, für Hoteliers wie auch für Gäste. Deshalb starteten wir mit einem fünfstufigen Bewertungssystem, das aufzeigte, wo ein Hotel besonders nachhaltig agiert und wo noch Potenzial besteht. Heute messen wir statt in Levels den Konformitätsgrad mit unserem gewachsenen Kriterienkatalog. Ein logischer Schritt für mehr Genauigkeit und Transparenz.
Doch ein System allein reicht nicht und so mussten wir unsere Hoteliers zunächst für die Vision gewinnen. Sie sollten dort abgeholt werden, wo sie standen und dann mit GreenSign gezielt weiterentwickelt werden. Unser Prinzip war: nicht belehren, sondern begleiten. Ein Leitsatz, der uns bis heute trägt, genauso wie Suzanns Grundhaltung: „Einfach anfangen, dann weiterentwickeln.“ Und das beeindruckendste war, dass viele von ihnen bereits auf einem sehr guten Weg waren, oft ohne es so zu nennen. Regionale Lieferketten, Energiesparmaßnahmen, soziale Verantwortung, all das gab es längst.
Natürlich stießen wir dabei nicht nur auf Zustimmung. Unter den Hoteliers gab es auch Skepsis, Unsicherheit und manchmal sogar offenen Gegenwind. Zu neu war das Thema, zu unklar oft der Nutzen. Aber genau diese Reibung hat uns angespornt. Denn wir waren überzeugt: Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit.
Auch wenn wir selbst noch viel lernten, vertrauten uns viele Hoteliers wegen unserer Haltung, unserer Praxisnähe und unserer Begeisterung. Mit Offenheit, Dialog und echtem Interesse an den realen Herausforderungen entwickelten wir GreenSign gemeinsam weiter. Suzann und einige Teamkollegen reisten quer durchs Land, sprachen in Hotels persönlich vor, präsentierten auf Branchenevents und erklärten unsere Vision unermüdlich, oft auch vor skeptischem Publikum.
2015 folgte dann der nächste Schritt: die Gründung des Instituts, das GreenSign als unabhängige, wissenschaftlich fundierte Zertifizierung in der gesamten Branche etablierte. Damit öffnete GreenSign sich für alle Häuser, die Nachhaltigkeit ernst nehmen.
Auch der Anfang des Instituts war nicht einfach. Viele Hoteliers winkten ab, selbst dann, wenn wir ihnen das Zertifikat kostenlos angeboten haben. „Dafür haben wir keine Zeit“ oder „Wir haben gerade andere Baustellen“ waren typische Reaktionen. Einige Türen blieben buchstäblich geschlossen, und nicht selten wurde Suzann belächelt, wenn sie von unserer Vision sprach. Es war eine Zeit voller Überzeugungsarbeit, viel Idealismus und der festen Hoffnung, dass sich etwas bewegen lässt.
Dann kam Greta und mit ihr der Wandel. Mit der Fridays-for-Future-Bewegung und dem Engagement von Greta Thunberg veränderte sich das Bewusstsein in der Gesellschaft spürbar. Gäste und Geschäftskunden begannen, aktiv nach Nachhaltigkeitsleistungen zu fragen und plötzlich hörten auch viele Hoteliers genauer hin.
Die Corona-Krise wurde, bei allem Schrecken, zum Katalysator für Veränderung. 2020 starteten wir voller Elan ins neue Jahr, dann kam die Pandemie. Der Schock war groß, die Branche stand still. Doch mit der Entschleunigung kam auch Zeit für neue Perspektiven. Nachhaltigkeit rückte für viele Hoteliers erstmals ernsthaft in den Fokus. Während Deutschland also stillstand, waren wir unterwegs, mit Schutzmaske, Desinfektionsspray und Laptop im Gepäck. Unsere Audits führten uns quer durch die Republik. Selbst Hotels aus dem Luxussegment, die uns vorher kaum beachtet hatten, wollten nun mehr über GreenSign wissen. 2020 war rückblickend unser Durchbruchsjahr.
Weil wir immer gerne ein GreenLine Hotel waren und es zu unserer Philosophie passte, war für uns von Anfang an klar, dass wir da mitgehen. Ich schätze sehr die Authentizität, Professionalität, Zielorientierung und Inspiration des GreenSign Teams und es war beeindruckend zu sehen, wie die selbe Leidenschaft, mit der GreenLine Hotels gemacht worden ist, auch automatisch auf GreenSign übertragen wurde. Die Zusammenarbeit war immer freundschaftlich und partnerschaftlich geprägt und ich schätze den wertvollen, angenehmen Austausch. Ich wünsche mir für GreenSign für die Zukunft, dass sie viele weitere Hoteliers und Gastronomen motivieren können, das Thema Nachhaltigkeit anzugehen und aktiv mitzumachen.“
In den letzten zehn Jahren ist GreenSign nicht nur größer, sondern auch reifer, strukturierter und internationaler geworden. Wir haben viel ausprobiert, manches verworfen, vieles verbessert. Unser Ziel war es nie, nur ein Zertifikat zu vergeben, sondern Wissen zu vermitteln, Orientierung zu geben und eine starke Community aufzubauen. Hier nur einige Entwicklungen, die unseren Weg prägen:
Trends, Innovationen und aktuelle Regularien werden stets integriert.
Wir haben bereits über 950 Betriebe in 19 Ländern zertifiziert.
inkl. neuer Themen wie Kulturelles Erbe, Biodiversität und mehr.
…um den Beitrag zur globalen Verantwortung klarer zu machen.
…hat 2022 unsere internationale Relevanz bestätigt.
Interaktiv, selbsterklärend, anwenderfreundlich.
Schulungen, Zertifizierungen und viel Praxiserfahrung.
mit neuen Ideen, viel Energie und frischem Fachwissen.
GreenSign Office, Spa, Gastro & Circular. More to come…
Ein echtes Netzwerk mit Wirkung, Austausch und gegenseitiger Inspiration.
Online Reisebüros, Suchmaschinen oder Verbände.
Zahlreiche Anfragen für Fachartikel, Vorträge, Panels & Workshops.
Wissen vermitteln, Innovationen fördern & Austausch ermöglichen.
Zusammenarbeit mit Hochschulen wie Fresenius oder HHN.
Entwicklung eines Nachhaltigkeitsmanager Kurses mit der DHA.
Stimmen aus der nachhaltigen Hotellerie kommen selbst zu Wort.
„Am Anfang wollte niemand etwas davon wissen. Nachhaltigkeit? Dafür war keine Zeit. Ich erinnere mich gut an viele Gespräche, in denen ich eher belächelt wurde. Aber ich war überzeugt: Nachhaltigkeit gehört in die Mitte der Branche, und wir bringen es dahin. Heute ist GreenSign aus der Hotellerie nicht mehr wegzudenken. Und wenn ich sehe, wie viele Betriebe inzwischen mit echtem Engagement mitziehen, dann weiß ich: Die Mühe hat sich gelohnt. Aber fertig sind wir noch lange nicht.“
Wenn ich auf die letzten zehn Jahre zurückblicke, erfüllt mich das mit echter Dankbarkeit für die Erfahrungen, die Menschen und das, was wir gemeinsam aufgebaut haben. GreenSign ist nicht nur gewachsen, es hat auch mich reifen lassen. Wir als Team haben in dieser Zeit unzählige Bäume gepflanzt, bei Clean-up-Aktionen Müll gesammelt und mit Spendenaktionen auf Flohmärkten soziale Projekte unterstützt. Das war nie nur „Arbeit“. Das war und ist Leidenschaft.
Gerade jetzt, wo das Thema Nachhaltigkeit politisch wieder an Bedeutung zu verlieren scheint, wollen wir erst recht laut bleiben. Wir werden nicht lockerlassen, im Gegenteil: Wir möchten GreenSign international noch stärker aufstellen, weiter Vorbild sein und zeigen, wie viel möglich ist, wenn man es wirklich will.
Die nächsten zehn Jahre? Sie werden spannend bleiben. Und wir haben Lust darauf.
Mit emotionalen, stolzen und freudigen Grüßen, Anja.
Über mich
Ich heiße Anja Engel, bin 45 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Ursprünglich komme ich aus Cottbus, wo ich bis zum Abitur gelebt habe. Seit über 20 Jahren wohne ich in Berlin. Nach meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau in Stuttgart habe ich als Rezeptionistin in London und Berlin gearbeitet. Seit 2008 bin ich im Unternehmen und seit 2015 arbeite ich im Marketing von GreenSign. Heute bin ich PR & Communications Managerin. In meiner Freizeit reise ich gerne, wandere viel, genieße Wasseraktivitäten und die Natur.
Wenn du selbst Hotelier bist und dich fragst, wie eine GreenSign-Zertifizierung eigentlich abläuft, was sie kostet und welchen Nutzen sie deinem Haus bringt, hier findest du kompakte Infos:
🔍 So läuft die Zertifizierung ab…
💰 Kosten & Preisstruktur
📈 zertifizierte Betriebe
Oder sprich uns einfach direkt an, wir freuen uns immer über Austausch mit der Branche. Kontakt…